Hervorgehoben

Jetzt reicht’s!

Inform yourself!

— Greta Thunberg

Alle reden über Klima, Greta, Flugscham, Konsum und Veganismus. Kein Thema beherrscht die Medien so wie dieses. Erst noch Klimawandel und Klimaerwärmung genannt, hat es sich über die Klimakrise zum Klimanotstand gemausert. Was ist eigentlich dran an diesem Thema? Ist es das Ende der Menschheit, wie die einen befürchten, oder ist es alles nur Hysterie; eine Wahnvorstellung, die sich verselbständigt hat?

Das wollte ich genauer wissen. Auch Greta, nach der wichtigsten Maßnahme gegen den Klimawandel gefragt, meinte: „Informiert euch!“ So habe ich mich, als Akademiker und Ingenieur gerüstet mit wissenschaflichem Basiswissen, kritischer Lesekompetenz, gesundem Menschenverstandt, Offenheit und einer gewissen Denk- und Lernfähigkeit, auf die Reise durch das Internet, Hochschulbibliotheken, Vorträge, Demonstrationen und Gesprächskreise gemacht.

Die Reise war nicht einfach, denn bei einem so populären Thema ist die Vielfalt in Inhalt, Qualität, Umfang unüberschaubar. Es ist nicht schwarz oder weiß, nicht für oder wider.

Einstieg war für mich die Presse, nicht inhaltlich relevant, aber sie sollte mir den Rahmen abstecken und die gesellschaftliche Fragestellung umreißen.

Die inhaltliche Orientierung suchte ich in wissenschaftlichen Papers, die wie man weiß, auch nicht die unfehlbare Objektivität darstellen, denn auch die Wissenschaft lebt vom Diskurs, von Meinungen und Theorien, hat aber ein komplexes Kontrollsystem implementiert, das schlussendlich zu möglichst objektiven Wahrheiten führt.

Da gibt es aber auch die kontrovers diskutierten Behauptungen, oft in wissenschaftlicher Formsprache und retorisch ausgefeilt dargelegt, wo man, wie bei David Copperfields schwebender Jungfrau, schon sehr genau hinschauen muss um den Haken zu erkennen, an dem die Dame hängt.

Ich erarbeitete mir Behauptungen, Gegenbehauptungen, Gegen-Gegenbehauptungen, malte mir Verweis-Netze von Stimmen, Varianten, Alternativen und Widersprüchen. Mein Meinungsbild änderte sich ständig, fast wie Mörder-Vermutung in einem guten Krimi, nur leider ohne die Auflösung am Ende. Oft lag ich abends im Bett und fühle mich geistig wie durch die Waschmaschine gedreht.

Aus diesem Dickicht aus Wesentlichem und Nebensächlichem, Gewöhnlichem und Ungewöhnlichem, Exzellentem und Bullshit, Anschaulichlichem und Verschrobenem, Sachlichlichkeit und Demagogie hat sich für mich eine Fragenkaskade ergeben, deren Antworten ich mir anschließend erarbeitete:

  • Gibt es einen Klimawandel? Wenn ja,
  • Gibt es eine Klimaerwärmung? Wenn ja,
  • Spielen bekannte Klimagase dabei eine signifikante Rolle? Wenn ja,
  • Ist die Klimaerwärmung signifikant menschengemacht? Wenn ja,
  • Soll der Mensch versuchen, Klimagase einzusparen? Wenn ja,
  • Soll dies quantitativ entsprechend der IPCC-Berechnungen geschehen? Wenn ja,
  • Braucht es dazu mehr als die Einführung neuer Technologien? Wenn ja,
  • Braucht es dafür Verbote und Gebote? (Nicht nur Appelle?) Wenn ja,
  • Sollen ich, meine Stadt, mein Land, mein Europa vorbildlich voranschreiten? Wenn ja,
  • Soll man in diesem Zuge das kapitalistische System ewigen Wachstums überdenken?

Schlussentlich kam ich zu dem Ergebnis, dass alle diese Fragen mit ja zu beantworten sind. Für alle sehe ich auch ausreichend sachliche, wissenschaftliche Belegte vorliegen. Außer für die letzte Frage. Da bin ich dann ausgestiegen. Hierfür sind Fachkenntnisse in Soziologie, Politik- und Wirtschaftswissenschaften erforderlich, zu deren Aneignung ich mich nicht ausreichend befähigt fühlte, um mir eine kompetente Meinung bilden zu können.

Dieser Blog soll sukzessiv weitere Einblicke in die Fragen, die Begründungen, die Beweisführung und die Schlussfolgerungen geben. Darüber hinaus möchte ich auch quengeln, meckern, aufmerksam machen, im Sinne der Einsicht, dass wissenschaftliche Erkenntnisse alleine für den gesellschaftlichen Wandel nicht ausreichen.

Rudern gegen den Corona-Wind

#BendTheCurve ist das neue #FlattenTheCurve

Auch wenn ich mir als Klimaquengler vor allem um das Klima Sorgen macht, muss ich mich heute doch auch mal zu SARS-CoV 2 und das Krisenmanagement der Deutschen Bundesregierung äußern. Denn je länger wir Corona an der Backe haben, umso länger wird es dauern, bis die Regierenden mal wieder auf das Klima schauen, und um so platter liegt die Wirtschaft darnieder, so dass dem Wiederaufbau der Wirtschaft (vielleicht auch berechtigt) eine höhere Priorät eingeräumt wird, als dem Klima.

Wo stehen wir? Die Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi) hat es in ihrer Stellungnahme zur Verbreitung des neuen Coronavirus (SARS-CoV-2) nahegelegt, und Mai Thi Nguyen Kim hat es in ihrem Vlog in gewohnt souveräner und anschaulicher Weise auf den Punkt gebracht: 

  1. Vergiss Herdenimmunität durch Infektion: Bis die nötige Anzahl Menschen durch Infektion immun wird, ohne dass das Gesundheitssystem aus den Angeln gehoben wird, vergehen Jahre. Und zudem ist für Alte und Risikopatienten eine Ansteckung auch bei ausreichend verfügbaren Intensivkapazitäten oft tötlich, wie wir ja derzeit sehen. 
  2. Herdenimmunität durch Impfung ist noch ein sehr langer Weg: Mit einem Impfstoff in ausreichender Menge und mit ausreichend geringen Nebenwirkungen ist in Jahresfrist nicht zu rechnen. Und wollen wir die Einschränkungen wirklich noch ein Jahr aushalten?
  3. Vergiss „langsam wieder hochfahren“. Deutschland hat es mit den seit Wochen laufenden Einschränkungen gerade so geschafft, den Reproduktionsfaktor R auf ungefähr 1 zu senken. Das heißt, derzeit steckt ein Kranker im Schnitt einen weiteren an, sodass die Zahl der Neuinfektionen zwar im Schnitt leicht sinkt, aber lokal auch noch wächst. Man könnte so weitermachen; dann wäre Deutschland in ein paar Jahren immun. Und die Wirtschaft tot. Und vieles schlimmer. Wen wir dagegen schon bald die Isolationsregeln lockern, wird R wieder deutlich über 1 steigen, die Fallzahlen werden exponentiell in die Höhe schießen, und wir sind wieder da wo wir schon vor Wochen waren, nur ausgelaugter und ungeduldiger. 
  4. Im Gegenteil gilt es, die Anstrengungen zu verstärken, sich noch mehr ins Zeug zu legen, mit wohlüberlegten und wirksamen, und teilweise auch schmerzhaften Maßnahmen die Reproduktionsrate so weit wie möglich unter 1 zu drücken, die Fallzahlen möglichst schnell runterzubekommen, so dass wir auch bei gelockerten Isolationsregeln jeden einzelnen Fall unter voller amtlicher Kontrolle haben (Containmentphase).

Willst du bei steifer Brise von vorn und mit leckendem Ruderboot die rettende Insel erreichen, dann legst du auf halber Strecke besser kein Päuschen ein.

Captain Jack Sparrow (oder so ähnlich)

Am Karfreitag, hat Jens Span im Handelsblatt Optimismus verbreitet und baldige, kontrollierte Lockerung der Maßnahmen prophezeit. Ist das realistisch?

Welches Maß an Regularien ist richtig? So politisch schwierig solche Entscheidungen sind, so wissenschaftlich ungenau sind ihre Folgen vorherzusehen, denn das Kontrollieren der Infektionskurve ist vergleichbar mit dem Steuern eines Öltankers im Nebel mit ausgeschlagenem Ruder. Jede Maßnahme wirkt nur ungenau und mit zweiwöchiger Verzögerung. Zudem wird der Kurs von vielen unbekannten Faktoren beeinflusst, die keineswegs nur zu unseren Gunsten sind.

Wir können aber vielleicht von Anderen lernen, die uns in der Pandemiebewältigung zeitlich voraus sind. China, Südkorea, und auch Österreich zum Beispiel. Okay, die Voraussetzungen und gesellschaftlichen Strukturen sind überall verschieden. Dennoch können wir gerade aus den Anfängerfehlern lernen. Schauen wir uns mal die Verlaufsgrafik verschiedener Länder an. Uns interessieren nicht die steigenden Fallzahlen, sondern die Veränderungen, also die Zahl der täglich hinzugekommenen Fälle:

Die meines Erachtens sehr informative Abbildung von OurWorldInData.org zeigt für ausgewählte Länder die Zahl der täglich gemeldeten neuen Erkrankungen (geglättet über 7 Tage), je Land seit seinem ersten Tag mit 30 Meldung. Man beachte auch, dass die Y-Achse logarithmisch ist; eine konstante Reproduktionszahl R entspricht also einer Geraden, die bei R>1 steigt und bei R<1 sinkt. Was kann man sehen?

China hatte den steilsten Anstieg, möglicherweise durch die soziologischen Strukturen, aber auch weil es zunächst gar keine Gegenmaßnahmen gab. Der Lockdown in China am 23. Januar (in der X-Achse beim Wert 2) war deutlich strenger als derzeit in Deutschland, und bewirkte mit ein- bis zweiwöchiger Verzögerung eine Abflachung der Kurve. Er wurde im weiteren Verlauf noch verschärft und erst das brachte in der vierten Lockdown-Woche eine deutliche Reduktion der Neuansteckungen. Vier weitere Wochen strengster Lockdown lenkten die Kurve steil abwärts, bis in eine kontrollierbare Zone. Sowie der Lockdown dann gelockert wurde, wuchs die Zahl der Neuinfektionen wieder an. Man sieht aber, dass sie sich bereits im unteren zweistelligen Bereich befand und das große China es wohl schafft, die täglichen Ansteckungen unter 100 zu halten. Containmentphase eben.

Südkorea hatte einen Monat nach China seinen ersten Tag mit 30 Neumeldungen. Es bekämpfte die Epidemie, gut vorbereitet, sehr schnell mit massiven Gegenmaßnahmen, so dass dieses Land trotz seiner 50 Millionen Einwohnern nie über mehr als 600 Neuinfektionsmeldungen pro Tag kam. (In Deutschland liegt der Wert um Ostern bei rund 5000.) Der Weg zurück zur Normalität war nicht nur steil sondern auch kurz, so dass sich Sükorea seit Mitte März mit konstant 100 Neuinfektionen in einer Containmentphase befindet. Wir wissen nicht, wie echt diese Daten sind, aber epidemiologisch sieht’s lehrbuchmäßig aus.

Deutschland: Schaut man auf die europäischen Länder, so sieht man, dass sie sich weit schwerer tun, die Biege zu machen, also die Kurve steil nach unten und die Zahl unter die Containmentschwelle zu bekommen. Der Weg Deutschlands von derzeit ca. 5000 Neuinfektionen auf kontollierbare 100-200 hat etwa den Höhenunterschied wie der Chinas, aber mangels strenger Maßnahmen wird er voraussichtlich flacher als dort und somit einiges länger dauern. Wie flach? Am Abstiegspfad Österreichs, das Deutschland trotz späterem Beginn dank strengerer Maßnahmen mit der Bewältigung inzwischen Wochen voraus ist, kann man erahnen wo der flachere deutsche Pfad langlaufen wird. Lockert man gar die Isolationsregeln, so besteht schnell die Gefahr, dass der Graph eine Linkskurve macht und wieder ansteigt.

Zurück zu Jack Sparrow: Lasst uns also keine Ruderpause einlegen, sondern die Schlagzahl erhöhen, und mit Kraft, Ausdauer, Technik und mentaler Stärke die rettende Containment-Insel ansteuern. Je mehr wir uns ihr nähern, umso mehr erleichtert uns ihr Windschatten das Vorankommen. Meine Vorschläge:

  • Sei ein Wuhan-Chinese: Bleibt daheim, denkt nicht mal drüber nach, die Feiertagen oder Urlaubstage für Besuche zu nutzen.
  • Geht nur für das Nötigste außer Haus und dann möglichst allein. Allein ist man weniger abgelenkt, und kann leichter Ansteckungssituationen antizipieren.
  • Verhalte dich außer Haus so, als seist du infiziert. Denke nicht „Wie stecke ich mich nicht an?“ sondern denke „Wie stecke ich niemanden an?“. Dieses Mindset hilft, um in potenziellen Ansteckungssituationen besser zu reagieren und wirkungsvoller zu verhüten.
  • Der Gedanke „Nicht so schlimm, wenn es mich erwischt“ ist gut gegen die Angst aber sollte keine Nachlässigkeit hervorrufen. Es geht darum, möglichst bald wieder die Isolationsmaßnahmen zu lockern, und das setzt eine deutliche Senkung der Fallzahlen voraus. Da sind wir alle gefragt.
  • Masken sehen scheiße aus, aber Intubierte sehen noch viel scheißiger aus. Benutze in geschlossenen öffentlichen Räumen selbstgemachte Masken, auch um die Anwendung und den Anblick zur Gewohnheit werden zu lassen und Masken zum sozialen Standard zu erheben.
  • Kinder sind besonders fleißige Virenverbreiter. Sie spielen heute mit dem einen Nachbarkind, morgen mit dem anderen Nachbarkind, und so wird eine schöne Ansteckungskette gestrickt. Sperrt sie nicht ein, aber achtet darauf, dass sie nicht mit häufig wechselnden Freunden zusammen sind.

Je strenger wir uns selbst unter Kontrolle haben, je stärker wir dieses verdammte R drücken, desto näher ist die ersehnte Rückkehr zum normale Leben.

#BendTheCurve ist das neue #FlattenTheCurve.

SUV am Morgen

Ein Zwielichtgedanke

Ich liege an einem frühen Januarmorgen wach im Bett. Der Radiowecker zeigt Viertel vor sechs. Im Dachflächenfenster über mir erstrahlt der morgentliche Sternenhimmel, denn es ist eine eiskalte, klare Nacht. Direkt über mir im Zenith steht der Große Wagen. Ich genieße den beeindruckenden Anblick und sinne so vor mich hin, ganz in Klimaquengler-Manier, dass der Große Wagen schon ganz schön groß ist, quasi ein Himmels-SUV. In dem Augenblick betritt ein heller Punkt mein Sichtfeld, wandert schnell über den Himmel und kreuzt den Großen Wagen, als ob er ihn durchstreichen möchte. Gibt es auch am Himmel kein Recht, einen SUV zu fahren? Schon kommt ein zweiter Lichtpunkt herbei und streicht kreuzweise ebenfalls über das Sternbild. Ich reibe mir die Augen. Dass man in den Abend- oder Morgenstunden Satelliten über den Himmel streichen sieht, beschienen von der flach unter dem Horizont stehenden Sonne (fast wie Flugzeuge aber kleiner und ohne Blitzlicht), ist nicht ungewöhnlich. Dass aber gleich zwei nahezu gleichzeitig meine Himmels-SUV-Gedanken durchkreuzen ist nicht alltäglich. (Im Internet kann man es nachprüfen: Es waren am 2020-02-21 05:46 MET die Raketenstufe Cosmos 1696 aus UdSSR-Zeiten sowie der US-amerikanische Aufklärungssatellit USA 247). Meine Gedanken gehen weiter spazieren. Heute hat eine gute Bekannte Geburtstag. Im Büro sind ein paar Entscheidungen fällig. Wer holt heute Abend die Mädels vom Fußballtraining ab? Der Große Wagen steht noch immer friedlich und unendlich geduldig über mir. Gestern habe ich auch gelernt, dass Extinction Rebellions niemals über SUV-Fahrer herziehen würden, denen sie möchten nicht den Einzelnen, sondern das System anprangern. Ja, sicher sind SUVs ein symbolisches Feindbild der Klimaaktivisten. SUV-Bashing ist en vogue. Auch ich kann mich beim Anblick eines Q8, X5, GLE, oder wie sie alle heißen, nicht eines Protzgedankes erwehren. (Funfact: Wenn man das Typenschild eines Mercedes GLS 450d umdreht, ist eindeutig „posh“ zu lesen.) Dabei werden doch die meisten SUVs auf der Straße angeschafft worden sein, als man beim Namen Greta noch an Garbo, Gerwig o. ä. dachte. Und eigentlich verbrauchen sie ja auch nur ca. 10 % mehr Sprit, so dass eine zurückhaltender SUV-Fahrer besser ist, als ein Mittelklasse-Raser.

Aber 2019 sind laut Neuzulassungszahlen mehr SUVs zugelassen worden, also je zuvor. Ist das alamierend? Jein. Zum einen ist auch der SUV-Anteil an Modellen stark gestiegen. Wenn man also zufällig ein beliebiges Auto kaufen würde, käme man viel wahrscheinlicher zu einem SUV. Zum Zweiten hat sich auch der Begriff SUV gewandelt: Wer früher einen Golf Plus gekauft hat, kauft heute einen T-Cross. Die Autohersteller nennen im Zuge des SUV-Hypes heutzutage bald alles einen SUV, was nicht unter der Parkhausschranke durch passt.

Dennoch bleibt die naheliegende Vermutung, dass der Gedanke einer freiwilligen Selbstbeschränkung beim Durchschnittsdeutschen noch nicht angekommen ist. Man muss doch nur mal nach „Fuck you Greta“-Bilder googlen, schon sieht man, wie weit die Autogesellschaft noch von einem Klimakonsens entfernt ist.

Oder ist der SUV-Boom nur ein letztes Aufbäumen vor der Klimavernunft, eine Art Polterabend, so wie man es 1914 vor Kriegsbeginn noch mal hat ordentlich krachen lassen? Wir sollen in zehn Jahren ja keine eigenen Autos mehr haben, ein Alptraum für uns als schlechteste Beifahrer der Welt. Da wollen wir uns es noch mal gut gehen lassen. Harald Welzer vermutet sogar prinzipiell: „Deshalb läuft der [Neo-] Extraktivismus unter kapitalistischen Bedingungen gerade dann immer schneller, wenn das Ende der Fahnenstange in Sicht ist. Also gilt es, jetzt noch so viel wie möglich herauszuholen.“ [1]

Dies beruht jedoch auf dem Irrtum, dass Vernunft und Klimaschutz unbequem und einschränkend sein muss und wird die Zukunft nicht ohne Freuden, Individualität und kleiner Laster genießen dürfen. Nur mal für die Autofans: Wer mal einen Tesla gefahren ist, will nie wieder Verbrenner. Bei Tesla aber auch Volkswagen ID steht die Individualisierung an vorderster Stelle.

Oder um Marc-Uwe Kling zu zitieren:  „Ja, wir können was gegen den Klimawandel tun, aber wenn wir dann in 50 Jahren feststellen würden, dass sich die Wissenschaftler doch vertan haben, und es gar keine Klimaerwärmung gibt, dann hätten wir völlig ohne Grund dafür gesorgt, dass man selbst in den Städten die Luft wieder atmen kann, dass die Flüsse nicht mehr giftig sind, dass Autos weder Krach machen noch stinken, und dass wir nicht mehr abhängig sind von Diktatoren und deren Ölvorkommen. Da würden wir uns schön ärgern.“ [2]

Und „wenn sich nichts ändern soll, dann muss sich alles ändern“, ein unter Klimaaktivisten beliebes Zitat von Tomasi di Lampedusa aus dem Jahre 1959.

Je mehr wir offen und aktiv den Veränderungen angehen, wenn wir also Verändern, und nicht nur verändert werden, umso mehr wird der Wandel in unserem Sinne verlaufen. Und umso mehr werden wir unseren Kindern eine Zukunft hinterlassen, die von unserer Kultur und unseren Werten geprägt ist.

Das was uns am meisten daran hindert ist der unvollständige Klimakonsens, aber vor allem die unsägliche Trägheit eine parlamentarischen Demokratie, die jedoch, wie wir seit Winston Churchill wissen „die schlechteste aller Regierungsformen [ist], abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.“

Oh, schon sieben Uhr, jetzt aber aufstehen. Und die Welt retten…

[1]: Harald Welzer: Selbst denken. 8. Aufl., Frankfurt 2017, S. 93
[2]: Marc-Uwe Kling: Die Känguru-Apokryphen. Berlin 2018